Wolfgang Drechsler schrieb bereits Mitte der 1990er Jahre, dass Helmut Swoboda bewusst an einer Grenze agiert. „Er hat die Grenze zwischen Konkretem und Abstraktem noch undeutlicher gemacht, indem er bewusst mit der Möglichkeitsform operiert. Er stellt unser Sehen, unsere Wahrnehmung auf die Probe. Ausgehend von der Natur, diese verwandelnd und doch respektierend, schafft er Bilder, die auch ohne das Vorbild existieren können. Sie sind weder Nachbilder noch Äquivalente; sie sind schwebend, mehrdeutig, verschiedenen Lesarten offen …“
Helmut Swoboda sagt, um Räume und Formen zu verstehen, ist es notwendig, sich zeichnerisch dieser Wirklichkeit zu nähern - Linien definieren Räume. Über das Linienspiel kommt er zur Form und über die Form mit der Farbe zur Malerei. Das Malen ist zunächst ein aktionsreicher, in der Folge sich konsequent verlangsamender, vielschichtiger Prozess. Die Farben - mit Eitempera gebundene Pigmente - werden geschüttet, gestrichen, abgezogen, teilweise wieder bis auf den Kreidegrund der Leinwand weggewischt usw., sodass sich das Motiv gleichsam von selbst entwickelt. Dieser offene Zugang zur Malerei entspricht den ständigen Veränderungen und der Vielfalt in der Natur.
Ich hab früher oft versucht, über technische Tricks vom Foto zum Bild zu gelangen. Es ist immer sehr nahe an der Natur gewesen. Das Ganze muss frei werden, die Malerei sich von selbst auf dem Bildträger entfalten! Da habe ich mir jetzt einen sehr spielerischen Zugang erarbeitet. Struktur und Textur werden in Bezug gesetzt. Die Klamm, der Wald, das Wasser, das Gebirge wird zu einer Bild-Idee. Es geht um die Freiheit zu handeln, zu denken, zu sein. Wenn diese Komponenten stimmen, stimmt auch das Bild. Nur ein Abbild zu schaffen wie eine Theaterkulisse, das interessiert mich nicht. Ich möchte dazwischen etwas wahrnehmen, auch die Bedeutung von Leerstellen, von Zwischenräumen.
Helmut Swoboda, Herbst 2021