Maria Temnitschka
Ausstellung
Kunstgespräch
Biografie
Text

zurück
Altes Eisen, der Titel der Ausstellung legt einen feinen, doppelbödigen Humor der Künstlerin offen, der auch, ganz subtil und manchmal für die Betrachter/innen kaum merklich, in ihrer Malerei zu finden ist. Ganz wörtlich gelesen ist er aber ein Verweis auf die Sujets dieser aktuellen Serie, monumentale Maschinen aus aufgelassenen Textilbetrieben. Kolosse der Industrialisierung. Noch nicht in slicken Verpackungen versteckte Funktion, völlig analog, stehen diese Maschinen in verlassenen, menschenleeren Räumen, stumme Zeugen einer ehedem lauten, betriebsamen Arbeitssituation, sind nun „altes Eisen“. Kein Mensch ist mehr zu sehen, nur noch Stoffreste als fragiler Gegensatz zur metallenen Wuchtigkeit, als zarte Erinnerung an ehemalige Funktionen. Man spürt auf einigen Gemälden die bedrängte Enge der Produktionshallen, die abseits aller Nostalgie sicher kein so angenehmer Arbeitsplatz waren, aber doch eben ein Arbeitsplatz. Die Situation der arbeitslosen Textilarbeiter/innen, vornehmlich Frauen, wird unsichtbar auch lesbar in diesen Bildern, auch die Frauen sind sozusagen zu „altem Eisen“ geworden. Die kleinen Objekte, denen Temnitschka sich zudem widmet, Scheren, Schlüsselbünde, Nachttisch Lampen etc. bekommen bei ihr fast etwas von seltsamen Lebewesen, die manchmal auch in skurrile Beziehung zueinander treten, vor Tapeten gestellt, die einen feinen Hinweis zu ihrer Entstehungszeit geben. Alles ist Malerei, Erfindung, Verdichtung, kompositorisches Bauen eines Bildes durch Form und Farbe. So real alles scheint, es ist doch die Realität nur die Anregung für die gemalte Welt, die es der Künstlerin ermöglicht, das Gesehene für die Zwecke der Malerei zu benutzen oder auch nicht. Ein Schatten beispielsweise wird nicht durch den realen Lichteinfall bestimmt, sondern auf Grund der Komposition eingesetzt, um eine Form herauszuheben, um der Malerei akzentuierte Spannung zu verleihen. Entdecken können die Betrachter/innen viel in der Malerei von Maria Temnitschka, schicken sie ihre Augen nur auf eine langsame Entdeckungsreise. (Andreas Hoffer, Kurator Kunsthalle Krems)